Gastkommentar: Stehen wir vor einem Handelskrieg oder einem Systemwettbewerb mit den USA?

Der Autor ist Chefredakteur des Onlinemagazins „The Globalist“ und Direktor des Global Ideas Center in Berlin.
Auf Englisch gibt es die schöne Handlungsmaxime: „If you can’t beat them, join ’em.“ So scheint sich die EU nun endlich als Reaktion auf den Inflation Reduction Act der Biden-Regierung zu verhalten. Nichts würde den Interessen der deutschen Volkswirtschaft mehr zuwiderlaufen als das über mehrere Monate von Paris vorangetriebene Gerede über einen transatlantischen Handelskrieg.
Bei dem amerikanischen Vorstoß geht es in erster Linie darum, vielversprechende Umwelttechnologien regierungsseitig nicht nur finanziell, sondern vor allem auch zügig – also ohne ausufernde Bürokratie – zu fördern. Gerade am Bewilligungstempo scheitern solche Vorhaben in der EU regelmäßig.
Das ist besonders für den deutschen Mittelstand mit seiner hohen Innovationsfähigkeit, aber begrenzten finanziellen Mitteln ein Problem. Diese Firmen können im Unterschied zu deutschen Großkonzernen ihre förderungsrelevante Produktion nicht mal eben in die USA verlagern.
Vor allem aber ist es höchste Zeit, dass wir die eigentliche Herausforderung durch die Vereinigten Staaten erkennen. Diese beruht nicht auf einem Subventionswettbewerb, sondern wesentlich darauf, bei den Themen Energie und Umwelt eine „All-in“-Strategie zu verfolgen – also technologieoffen zu sein. Das ist die conditio sine qua non für eine Erfolg versprechende Umsetzung des viel zitierten European Green Deal.





